Selbstverständnis
Zweck, Vorteile, Prinzipien, Idee, Geschichte?
Das Alte Schwestern Netzwerk sammelt Geld und leitet es weiter zur Sicherung der Existenz und der finanziellen und politischen Unabhängigkeit bestehender und zukünftiger linker Infrastruktur in Göttingen.
Diese unsere Infrastruktur ist wertvoll, weil sie soziale und politische Räume eröffnet, welche die engen Grenzen einzelner politischer Zusammenhänge überschreiten. Im Idealfall handelt es sich um offene Räume des Lernens, für Begegnungen, Informationsaustausch, Diskussionen, solidarische Unterstützung und Aktion. Die Einrichtungen gehören im besten Fall allen und niemandem, vielleicht werden sie auch kollektiv betrieben. Sie sind für den Austausch in und zwischen linken Bewegungen und für deren Repräsentanz im öffentlichen Raum unersetzlich.
Was sind die Vorteile des Alte Schwestern Netzwerks?
Infrastruktur steht unabhängig von der Finanzkraft einzelner Personen oder Gruppen allen zur Verfügung
Politische und finanzielle Unabhängigkeit
Frei wählbarer monatlicher Unterstützungsbeitrag
Ausstieg für Alte Schwestern jederzeit möglich
Unkompliziert
Transparenz der Zahlungen (s.u.)
Newsletter und hoffentlich bald wieder Alte-Schwestern-Treffen
Ausbaubar zu einem sozialen Netzwerk
Welche Prinzipien hat das Alte Schwestern Netzwerk?
Solidarische Finanzierung: Menschen, die es sich (gerade) leisten können, zahlen für Menschen mit, bei denen das (gerade) nicht geht
Kleinspenden: Fast jede*r kann es sich leisten, Alte Schwester zu werden, keine reiche Person kann alleine bestimmen.
Für Infrastruktur: Finanzierung von Einrichtungen, die allen offen stehen – keine Finanzierung von Gruppen und ihren spezifischen Aktivitäten.
Verlässlichkeit: Daueraufträge verhindern Abhängigkeit von unzuverlässigen Einzelspenden.
Feste Projektziele: Ist ein Projektziel erreicht, wird ein neues überlegt.
Handlungsfähigkeit: In Akutfällen können Unterstützungslösungen gefunden werden.
Transparenz: Kontoauszüge sind einsehbar, die Verwalter*innen persönlich erreichbar (s. Aktueller Stand und Kontakt), Infos regelmäßig per Mail,…
Horizontale Vernetzung: Keine Posten, kein Verein, keine Bürokratie, stattdessen längerfristige Ziele, null Ausstiegshürde, gemeinsame Entscheidungen.
Warum in Göttingen?
Göttingen ist dank vielfältigen und hohen politischen Engagements ein wichtiger linker Ort, was erkämpft wurde und verteidigt wird. Gleichzeitig ist Göttingen eine Art Durchlauferhitzer für soziale Bewegungen. Nicht selten geht hier eine*r zur Schule, macht eine Ausbildung oder studiert und verlässt später Göttingen nicht nur mit dem Abschluss, sondern auch mit einem grundsoliden Know How als Gesellschaftskritikerin*, Straßenkämpfer*in, Politnix, Bündnisschmiederi*n, Expert*in etc. im Gepäck. Die Zeit in Göttingen kann Horizonte eröffnen und in manchen Fällen macht sich das Engagement auch in Form von Qualifikation für einen Job bezahlt.
Diese Erfahrungen in Bewegungen sind auch dank vorhandener Infrastruktur zum großen Teil kostenlos. Die finanziellen Hürden für Theorie und Praxis kritischer, linker Leute in Göttingen sind niedrig, die Möglichkeiten dennoch vielfältig.
Stellen wir uns und unseren (ehemaligen) Weggefährt*innen die Frage: Willst Du, dass es für junge und einkommensschwache Schwestern die gleichen Möglichkeiten gibt, wie Du sie nutzt oder genutzt hast? Wenn ja, dann braucht es einen verschmerzbaren finanziellen Beitrag – so ist die Lage.
Warum in diesen Zeiten?
Für Kampagnen und praktische Politik findet sich meist ausreichend Geld, aber nicht für unsere Infrastruktur. Immer mal wieder kommt es zu finanziellen Alarmmeldungen. Dabei fehlt es diesen Einrichtungen weder an Nutzer*innen noch wird in ihnen Geld verprasst. Vielmehr bestehen sie seit jeher nur mit viel unentgeltlicher Unterstützung. Oft sind die Nutzerin*nen von Lohn- und Sozialdumping betroffen und ist es nicht mehr so gut möglich aus irgendwelchen Töpfen Geld zu beschaffen. Auf kurzfristige Besserung oder reiche Gönnerin*nen brauchen wir da nicht warten - und ständig Soli-Kampagnen zu organisieren, macht keinen Spaß. Das Alte-Schwestern-Netzwerk soll dauerhafte (!) Lösungen bringen und Spielräume für die Zukunft eröffnen.
Wieso heißt das Alte Schwestern Netzwerk so?
Die Drecksburschis und ihr repressiv-elitäres Zugangs- und Ausschlusssystem sind ekelhaft. Ihr Finanzierungsmodell ist allerdings schlau: Diejenigen, die Geld haben zahlen für jene, die (noch) keines haben und alle gemeinsam sichern sich Ressourcen. Bei den Burschis heißen die Zahlenden „Alte Herren“. Mit dem Männerbündischen und dem Herrschaftlichen wollen wir natürlich nichts zu tun haben. Daher der weibliche und geschwisterliche Name, wobei auf dessen Suche insgesamt wenig Gedanken verschwendet wurden. Und klar ist natürlich, dass Menschen jedweder geschlechtlicher Couleur, Herkunft usw. mitmachen sollen, wenn sie nur die emanzipatorisch-solidarische Idee teilen.
Seit wann gibt es das Alte Schwestern Netzwerk?
Der Vorläufer des Alte Schwestern Netzwerke wurde von Jürgen (Jürsche) Albohn bereits seit Ende der 90er Jahre in der Basisgruppe Mathe/Physik (SUMPF) umgesetzt. Zunächst sammelte er Geld auf einem Konto, das auf seinen Namen lief. Schon
damals war es das Anliegen, dass (ehemalige) Göttinger*innen aus der linken Stadt- und Uni-Szene solidarisch Geld zusammenlegen, um offene linke Strukturen in Göttingen zu stützen und zu schützen.
2004 kam rund um die Nutzer*innenversammlung des Roten Buchladens die Idee auf, dieses Projekt auszuweiten. Das Netzwerk sollte fortan systematisch auch in anderen Uni- und Basisgruppen wachsen. Das Alte Schwestern Netzwerk bekam seinen Namen, ein weiteres
Konto wurde eingerichtet (diesmal auf Ima) und eine Website aufgebaut. Weitere Menschen beteiligten sich an der Organisation des Netzwerks. Jürsche blieb allerdings in all den Jahren der Aktivist im Zentrum, er war bis zu seinem Tod 2017 (Nachruf)
Feuer und Flamme für das Alte Schwestern Netzwerk.